Szenario 5

​Wie man Musik verfeinern kann

Das Material

In diesem Szenario geht es darum, wie ein Mockup mit wenig Aufwand verfeinert werden kann. 

Das Musikbeispiel ist ein Ausschnitt aus einem Jazz-Duo für Kontrabass (gezupft) und Klavier. Aus Gründen der Übersichtlichkeit liegt der Fokus in diesem Szenario nur auf dem Bass. 

Die verwendete Musik wurde über das entsprechende Soundset mit einer ​Soundbibliothek verknüpft. Zusätzlich wurden Plugins zur Raumsimulation verwendet.  

Wie wird das Beispiel hier ausgeführt?
​Notationssoftware: Sibelius Ultimate
SYNCHRON-ized Plucked Instruments, Upright Bass (von VSL)
Vienna MIR PRO 3D Raumsimulations-Software
Graphical MIDI Tools (Plugin* u.a. zur Gestaltung von CC Automation Curves)  ​ ​ www.graphicalmiditools.com

)* Hinweis: Je nach Wahl des Notationsprogramms sind grafische Nachbearbeitungsmöglichkeiten bereits im Programm enthalten (z.B. Dorico)  

​Upright Bass ohne Nachbearbeitung

Die musikalische Ausarbeitung

Die Notationssoftware triggert mit Hilfe des passenden Soundsets für den Kontrabass bereits ohne weiteres Zutun eine recht passable Interpretation des fast blanken Notentextes.
Da noch keine Technique- und Expression-Texte notiert sind, wird die Bassstimme komplett in der „Normaleinstellung“ gespielt: „Sustain“ – „non vibrato“ – „stopped“. Die Tondauer richtet sich dabei nach der notierten Notenlänge, lange Töne erhalten kein zusätzliches Vibrato, das Tonende wird mit einem „Stop“, also einer Dämpfung, erreicht. 
Die verwendete ​Soundbibliothek enthält aber weitere Artikulationen, die über den Technique-Text aktiviert werden können. Je nach Geschmack lassen sich diese nun ohne großen Aufwand einsetzen. Die Texte dienen den Musikern auch als Interpretationshilfe beim Live-Spiel.   

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Auswahl von Artikulationen, die im Soundset enthalten sind:

Long notes/Sustain
Legato
Staccato
(Non) Vibrato
Portato
Snap (Bartók-Pizzicato)
Mute
Repetition
Arco sustain
Glissando
Portamento

Keyswitches für Artikulationen, die nicht im Soundset enthalten sind (z.B. Damp, Noises: Slides up/down, Finger stop, Body notes), können innerhalb von Sibelius durch Angabe der entsprechenden MIDI-Tastennummer (z.B. C0 entspricht ~N24,64) aktiviert werden (s. Szenario 3 oder Sibelius Reference „MIDI Messages“).

Notation Central von NYC Music Services hat für Sibelius User ein Plugin entwickelt, das die oben beschriebene umständliche Vorgehensweise erleichtert. Mit Graphical MIDI Tools (GMT) kann man wie in einer DAW Startposition oder Dauer von Noten grafisch verändern, Automationskurven für MIDI Controller zeichnen oder mit versteckten „Phantom Noten“ Keyswitches für weitere Artikulationen erstellen. Dorico oder Overture von Sonic Scores haben diese Features bereits integriert.  

In diesem Szenario werden einige gut klingende Varianten demonstriert. Dem persönlichen Geschmack sind aber keine Grenzen gesetzt. Der besseren Übersicht wird folgende Weg gewählt:

Die Verfeinerung:

​Farbige Darstellung der Änderungen von Schritt 1 und 2.

​zum Vergrößern  klicken.

Mit diesen Verfeinerungen klingt die Musik farbiger als vorher. Der Zeitaufwand ist sehr gering. Wer sich mehr Zeit nehmen will, kann noch wesentlich differenziertere Ergebnisse erzielen.

Die Partitur kann bei Bedarf durch versteckten Text übersichtlicher gestaltet werden. Die Praxis zeigt, dass die meisten Instrumentalisten die Technique-Texte nicht als störend, sondern als Interpretationshilfe empfinden.

Zusätzlich zu den Schritten 1 und 2 wurden für den Audio-Export zwei MIDI-Controller (CC 11: Expression und CC 8: Timbre Adjust) mit Hilfe des oben beschriebenen Graphical MIDI Tools (GMT) wie bei der Arbeit mit einer DAW automatisiert. Weitere im Soundset nicht vorgesehene Keyswitches werden durch „Phantom Notes“ ausgelöst. Auch hier gilt: Je nach verfügbarer Zeit kann der Sound noch weiter verfeinert werden.

Die folgenden Grafiken zeigen die Automationskurven im GMT-Plugin:

zum Vergrößern klicken

Zusammenfassung

Die Erstellung aussagekräftiger Mockups ist mit dieser Vorgehensweise ohne großen Zeitaufwand möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass man bereits praktische Erfahrungen im Umgang mit den Programmen und Plugins gesammelt hat und nicht bei jedem Arbeitsschritt das Handbuch zu Rate ziehen muss. Für spätere Projekte empfiehlt es sich, Setups oder Screenshots von wichtigen Konfigurationen zu speichern.

Der Vorteil dieser Arbeitsweise liegt darin, dass man als Arrangeur oder Komponist immer die gestaltete Musik im Notenbild vor Augen hat. Im Hintergrund lösen Keyswitches, die auf Technique- oder Expression-Texte reagieren, die gewünschten Artikulationswechsel aus. Automationskurven können den Klang zusätzlich verfeinern.

zum Szenario #6