Szenario 6

​Wie man einen plastischen Streicherklang erzeugen kann.

Das Material

Das folgende Szenario zeigt Möglichkeiten zur Erzeugung eines plastischen Streichorchesterklangs. 

Im ersten Video ist die Streicherpartitur noch ohne musikalische Bearbeitung zu sehen. Der reine Notentext wird vom Notationsprogramm mit dem zum Audio-Plugin passenden Soundset auf Basis der Standardeinstellungen gerendert.

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Der Begriff “plastischer Streicherklang” wird in der Musik verwendet, um einen besonders detailreichen, ausdrucksstarken und räumlichen Klang zu beschreiben, den ​ein Streichinstrument oder eine Gruppe von Streichinstrumenten erzeugen kann. Professionelle Instrumentalisten sind in der Lage, durch ihre Spieltechnik und Interpretation ein Klangbild zu erzeugen, das für den Zuhörer „fast greifbar“ ist. 
Wichtig ist, dass der Begriff “plastischer Streicherklang” subjektiv ist und unterschiedlich interpretiert werden kann. Er hängt stark von der individuellen Wahrnehmung des Zuhörers und dem spezifischen musikalischen Kontext ab.

Wie wird das Beispiel hier ausgeführt?
​Notationssoftware: Sibelius Ultimate, Soundset: VE Strings
​SYNCHRON Strings Pro (von VSL)
Vienna MIR PRO 3D Raumsimulations-Software

Die Rohfassung:

Notationsprogramm und Sounds reagieren auf den Notentext.

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​​ In diesem Stadium klingt die Musik noch etwas farblos. Den einzelnen Stimmen fehlen beispielsweise feine Abstufungen bei Dynamik und Intensität; außerdem sind die Instrumente untereinander zu wenig differenziert. ​Ein Instrumentalist würde von sich aus an der einen oder anderen Stelle nuancierter artikulieren. Auch der Raumklang ist noch recht monoton.

Die musikalische Ausarbeitung

Die einzelnen Schritte bis zum klanglichen Endergebnis werden nun sukzessive entwickelt:

  • Dynamik und Artikulation (Staccato, Tenuto, …) je nach Geschmack gestalten.
  • Technique- und gegebenenfalls Expressiontext ergänzen (je nach Geschmack).
  • Legatobögen hinzufügen (Artikulation/Expression).
  • Automationskurven für MIDI Controller zeichnen (siehe scenario 5).
  • Tipps für Mikrofonierung und Raumklang. 

​Dynamik und Artikulation

​Vorschläge für die musikalische Ausarbeitung (ohne Audio)

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Durch die unterschiedlichen Lautstärkenverhältnisse wird der musikalische Ablauf lebendiger und es entsteht ein Gefühl von Räumlichkeit. Ihr Einsatz hängt vom gewünschten musikalischen Ausdruck und vom persönlichen Geschmack ab.

​Der Technique Text in diesem Beispiel passt zu der eingangs erwähnten ​Soundbibliothek und dem Soundset des Notensatzprogramms. Hier eine Liste der verwendeten Artikulationen in geordneter Form:

Automationskurven

​Wie bereits in Szenario 5 erwähnt, können Keyswitches für Artikulationen, die nicht als Technique Text vorliegen, in Sibelius über MIDI-Tastennummern ausgelöst werden. Das Plugin Graphical MIDI Tools (GMT) von Notation Central löst diese Aufgabe mit sogenannten „Phantom Notes“, d.h. in der Notation unsichtbar gemachte Keyswitches. 

​Die Feinabstimmung von Dynamik, Expression, Klangfarbe und anderen MIDI-Controllern eines Sound-Plugins erfolgt beim Erstellen der Automationskurven. Notationsprogramme wie Dorico oder Overture besitzen bereits integrierte MIDI Editoren. In Sibelius lässt sich dies mit Hilfe der Graphical MIDI Tools lösen. Je nach Geschmack und angestrebtem musikalischen Ausdruck kann man wie in einer DAW die klanglichen Raffinessen der vorhandenen Soundbibliothek ausschöpfen.

Bild ​zum Vergrößern an klicken.

Überblick* 

In der folgenden Übersicht sind die musikalischen Parameter, die dem Notenbild hinzugefügt wurden, um die entsprechenden Klangeffekte auszulösen, nach den Kategorien Dynamik, Artikulation, Technique Text und Legatobögen farblich markiert. Zusätzlich erscheint eine Darstellung der Automationskurven für den MIDI-Controller „Expression“.

*Das Layout steht bei der Darstellung nicht im Vordergrund

Zusammenfassung

​Mit einigen musikalischen Eingriffen klingt die Musik viel plastischer als am Anfang. Der Zeitaufwand dafür ist relativ gering, wenn man Erfahrungen im Umgang mit Streichinstrumenten hat. 
Die Partitur sieht in diesem Zustand zwar noch etwas 'unordentlich' aus - bei Bedarf kann man das Notenbild durch versteckten Text wieder übersichtlicher gestalten.

Szenario #7 folgt demnächst!