Wie man einen plastischen Streicherklang erzeugen kann.
Das folgende Szenario zeigt Möglichkeiten zur Erzeugung eines
plastischen Streichorchesterklangs.
Im ersten Video ist die Streicherpartitur noch ohne musikalische
Bearbeitung zu sehen. Der reine Notentext wird vom Notationsprogramm mit dem zum Audio-Plugin
passenden Soundset auf Basis der Standardeinstellungen gerendert.
Notationsprogramm und Sounds reagieren auf den Notentext.
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In diesem Stadium klingt die Musik noch etwas farblos. Den einzelnen Stimmen fehlen beispielsweise feine Abstufungen bei Dynamik und Intensität; außerdem sind die Instrumente untereinander zu wenig differenziert. Ein Instrumentalist würde von sich aus an der einen oder anderen Stelle nuancierter artikulieren. Auch der Raumklang ist noch recht monoton.
Die einzelnen Schritte bis zum klanglichen Endergebnis werden nun sukzessive entwickelt:
Vorschläge für die musikalische Ausarbeitung (ohne Audio)
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Durch die unterschiedlichen Lautstärkenverhältnisse wird der musikalische Ablauf lebendiger und es entsteht ein Gefühl von Räumlichkeit. Ihr Einsatz hängt vom gewünschten musikalischen Ausdruck und vom persönlichen Geschmack ab.
Videodemonstration Schritt für Schritt (ohne Audio)
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Die verwendeten Instrumente erhalten durch das Hinzufügen von Technique Texten einen differenzierteren Klang. Je nach gewähltem Sound Plugin können unterschiedliche Spielweisen aktiviert werden. Da die Technique Texte wie Keyswitches in einer DAW funktionieren, müssen sie an der „richtigen“ Stelle in der Partitur platziert werden, um getriggert zu werden.
Der Technique Text in diesem Beispiel passt zu der eingangs erwähnten Soundbibliothek und dem Soundset des Notensatzprogramms. Hier eine Liste der verwendeten Artikulationen in geordneter Form:
Videodemonstration Schritt für Schritt (ohne Audio)
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Legatobögen (oder der Technique Text 'legato') lösen das Legatospiel aus. Im Gegensatz zur Strichart 'Détaché', bei der der Strich von Note zu Note wechselt, werden beim 'Legato' mehrere Töne bei gleichbleibender Strichrichtung miteinander verbunden; die Übergänge zwischen den Tönen werden dadurch weicher und fließender.
Für einen plastischen Streicherklang ist eine entsprechende
Raumakustik notwendig. Auch hier sind der individuelle Geschmack und der
angestrebte musikalische Ausdruck ausschlaggebend. Das Angebot an Plugins mit
Raumsimulatoren auf dem Markt ist groß. Ohne technische Grundkenntnisse ist man
bei der Auswahl schnell überfordert. Einige Hersteller bieten deswegen fertige Setups
an, mit denen man in den meisten Fällen schon recht gute Ergebnisse erzielen
kann.
Die Wahl bei diesem Szenario fiel auf die Mixing- und
Raumsimulationssoftware MIR PRO 3D der Vienna Symphonic Library (VSL). Der
Favorit war das RoomPack mit der „Sage Hall One“ in Newcastle im Nordosten
Englands. Zum Einsatz kam ein Setup aus dem Bereich „Surround Downmix“ – einer
Reduktion einer Mehrkanalaufnahme zum Stereoformat.
Das Orchester in diesem Szenario besteht aus 14 ersten Violinen, 10 zweiten
Violinen, 8 Bratschen, 8 Celli und 6 Bässen. Die Musiker sind in
„deutscher Aufstellung“ positioniert, d.h. die ersten und zweiten Violinen sitzen sich
gegenüber und nicht nebeneinander.
Die Haupt- und die Nebenmikrofone, deren Einstellungen sich nur
geringfügig vom Setup unterscheiden, werden wie folgt positioniert:
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In der folgenden Übersicht sind die musikalischen Parameter, die dem Notenbild hinzugefügt wurden, um die entsprechenden Klangeffekte auszulösen, nach den Kategorien Dynamik, Artikulation, Technique Text und Legatobögen farblich markiert. Zusätzlich erscheint eine Darstellung der Automationskurven für den MIDI-Controller „Expression“.
*Das Layout steht bei der Darstellung nicht im Vordergrund
Notationsprogramm und Sound-Plugin reagieren auf Notentext und musikalische Aufführungsbezeichnungen.
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Wie bereits erwähnt, könnte das Musikbeispiel je nach individuellem Geschmack auch völlig anders gestaltet werden.
Mit einigen
musikalischen Eingriffen klingt die Musik viel plastischer als am Anfang. Der
Zeitaufwand dafür ist relativ gering, wenn man Erfahrungen im Umgang mit
Streichinstrumenten hat.
Die Partitur sieht
in diesem Zustand zwar noch etwas 'unordentlich' aus - bei Bedarf kann man das
Notenbild durch versteckten Text wieder übersichtlicher gestalten.